Georg • Scheel • Wetzel  Architekten

NS-Dokumentationszentrum München

Projektdaten

Realisierungswettbewerb München 2009, 1. Preis
Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Nationalsozialismus auf dem Gelände der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP am Königsplatz in München. Dauerausstellung, Wechselausstellung, Seminarräume,
Vortragssaal, Bibliothek, Verwaltung.

BGF: 5.000 m²
Baubeginn: 2011
Fertigstellung: 2014
LP: 2–5
Bauherr: Landeshauptstadt München,
finanziert durch Landeshauptstadt München, Freistaat Bayern und Bundesrepublik Deutschland
Landschaftsarchitektur: Weidinger Landschaftsarchitekten
Mitarbeit: Karin Drexler, Inge Günther, Antje Utpatel, Andreas Gülzow
Fotos: Stefan Müller

Anlässlich der Eröffnung erscheint am 28. April 2015:
NS-Dokumentationszentrum München
Georg • Scheel • Wetzel
Architekten
Deutsch / englisch, Hrsg. Hubertus Adam, Text von Hubertus Adam, Photoessay von Stefan Müller, 88 Seiten, 53 Abbildungen, davon 36 farbig, 16,5 cm x 20,2 cm Broschur, 14,80€, ISBN 978-3-944848-07-5

Mit dem NS-Dokumentationszentrum auf dem Grundstück der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP wird fragmenthaft an die frühere städtebauliche Situation zwischen Königsplatz und Karolinenplatz angeknüpft, ohne jedoch die einst symmetrische Gewichtung von Baukörpern beiderseits der Brienner Straße wieder aufleben zu lassen. Im Gegenteil: die Wiederbebauung des Grundstücks des „Braunen Hauses“ setzt einen asymmetrischen Akzent innerhalb der axialen Platzkonfiguration und erreicht auf diese Weise ihr Ziel, sich von der bestehenden Topographie abzulösen, die immer noch vom Stempel geprägt ist, den die Nationalsozialisten diesem Ort durch ihre Umbauten aufdrückten. Das NS-Dokumentationszentrum wird somit gleichsam zu einem neuen öffentlichen Standort für eine distanzierte Betrachtung des belasteten Umfeldes, der die auf eine axiale Perspektive angelegte Platzkomposition bewusst aus einem anderen Blickwinkel vorführt.

Mit unserem Entwurf versuchen wir, dieser Zielsetzung so weit wie möglich Nachdruck zu verleihen. Der komprimierte, ungerichtete Kubus besetzt zwar den Bauort und markiert somit den geschichtlich unheilvollen Ort der Täter; er wird jedoch durch seine Autonomie gleichzeitig als frei in den Umraum gesetztes Objekt erlebt. Typologische Elemente der historischen Villenbebauung, wie längs gerichtete Straßenfassade, Eingang zur Straße, Frontalität etc., werden mit dem Neubau nicht wieder belebt. Er steht frei in dem sich hier über die Nachkriegsjahre etablierten Grünraum, von dem er auch betreten wird. Über den Grünraum setzt sich das Dokumentationszentrum mit dem weiteren Kontext der Umgebung in Beziehung.